Die Kunst-Uhr von Theodor Weisser
Wann und woher Theodor Weisser kam, über diese beiden Fragen liegen uns leider keine fundierten Kenntnisse vor. Aber der eigentliche Grund sich nach Vöhrenbach zu orientieren, lag in seiner Absicht, eine so genannte Kunstuhr anzufertigen. Durch das vorhanden sein von Räumlichkeiten, die über eine große Raumhöhe verfügten, war der Entschluss gefallen, diese Kunstuhr in Vöhrenbach anzufertigen. Es gab genügend Häuser in Vöhrenbach, die bedingt durch den damaligen Orchestrionbau, über solche Voraussetzungen verfügten.
Beschreibung der Kunstuhr.
Original Text - 3m hoch, 2m breit, 1m tief, zeigt dieselbe Sekunden, Minuten, Stunden, Tag, Datum, Monat, Schaltjahr, Jahreszahlen, sowie auf verschiedenen Zifferblättern die Zeit von – Shanghai, Calcutta, St.Petersburg, Berlin, Greenwich, Madeira, Montreal, Melbourne und San Francisco. Ferner die vier Jahreszeiten: Frühling, Sommer, Herbst und Winter. Die 12 Himmelszeichen. Die vier Menschenalter: Kind, Jüngling, Mann und Greis. Zwei Engel schlagen die viertel Stunden, ein Engel schlägt die vollen Stunden bis zum Erscheinen des Greises, wo darauf der Tod die Stunde schlägt. Abends 8 Uhr läutet ein Glöckner die Abendglocke, worauf eine betende Jungfrau in der elektrisch beleuchteten Kapelle erscheint, und ein Flötenwerk "Das Abendgebet einer Jungfrau" spielt. In der Neujahrsnacht um 12 Uhr blasen zwei Trompeter das Neue Jahr an, und zeigt die Uhr mittelst Beleuchtung das scheidende und das kommende Jahr, sowie die Geburt Christi, Drei Könige, Ostern und Pfingsten. Mittags 12 Uhr kräht der Hahn dreimal. Im Mai kommt der Kuckuck und im Juni die Wachtel. Oben in der Uhr erscheint die Sonne und der Mond mit Beleuchtung, wo dann bei Sonnenaufgang das Flötenwerk "Die Sonne erwacht" – und bei Vollmond das Lied "Guter Mond du gehst so stille" spielt. Oben an den Zifferblättern sind elektrisch beleuchtet die Wappen der Länder, von welchen die Uhr die Zeit zeigt, sowie das Bild der Britannia.
Weitere Spuren zu Theodor Weisser finden sich in einem Zeitungsbericht in Vöhrenbach, wobei er Frauen für seine Fabrik sucht, zur Herstellung von Uhrenteilen. Ein weiterer Zeitungsbericht erschien in der Frankfurter "Allgemeinen Uhrmacherzeitung" vom 18. Sept. 1891 - No. 18, Seite 158, mit dem Hinweis, das diese Kunst-Uhr vor Jahren zu einem Preis von 16.000 Mark nach England geliefert wurde. Die Kunst-Uhr war damals in der Gewerbehalle in Furtwangen zu bewundern.
Ein weiterer Hinweis über Theodor Weisser erscheint in dem Buch von Romulus Kreuzer "Zeitgeschichte von Furtwangen und Umgebung" (Originaltext) …. Theodor Weisser zur Zeit in Furtwangen, verfertigt nach selbst erdachter Construction Kalenderuhren und hat ein Patent darauf.
Die sich entwickelnde Uhrenindustrie in Furtwangen muss sich Theodor Weisser damals in besonderer Weise zu nutze gemacht haben, um sich von Vöhrenbach zu trennen. Im März 1880 erhielt der Furtwanger Uhrenfabrikant Theodor Weisser das Patent für eine Uhr "welche mit einem einzigen Bewegungsapparat Gehwerk, Schlagwerk, Weckerwerk, Repetitionswerk und ein 400-jähriges Kalenderwerk treibt" - DUZ Nr. 7, 1880. Diese Kalenderuhr mit badischem Wappen hat Theodor Weisser für den badischen Großherzog angefertigt, in dessen Besitz sie sich ehemals befand. Im Jahre 1883 entstand die "Uhrenfabrik Furtwangen AG" welche diese Kalender-Regulatoren nach dem Patent - Nr. 9454 - von Theodor Weisser weiter baute.
Ab diesem Zeitraum verlieren sich die Spuren von Theodor Weisser, doch besteht die Hoffnung – das sich vielleicht Leser dieser Geschichte finden, die einige Wissenslücken zu diesem doch recht erfolgreichen Uhrmacher auffüllen können.